Wer steht hinter „Grenzenlos gedenken“ ?
Seit 2019 entstand auf Anregung von Henri Juda (LUX) und Peter Szemere (D) die grenzübergreifende Arbeitsgemeinschaft „Grenzenlos gedenken“. Dahinter stehen zivilgesellschaftliche Akteure, Institutionen und Vereine aus den Bereichen der Erinnerungskultur und Gedenkarbeit in beiden Ländern. Schon zu Beginn stand der erste größere Deportationszug Da3 vom 16. Oktober 1941 im Mittelpunkt. Dieser sogenannte „Luxemburg-Transport“ deportierte 513 jüdische Menschen aus Luxemburg, Trier und vielen Orten entlang der Mosel in das neu geschaffene Ghetto Litzmannstadt im deutsch besetzten polnischen Lodz.
Die AG „Grenzenlos gedenken“ hat es sich zur Aufgabe gemacht, jährlich an diesem Datum um den 16. Oktober an die Schicksale der Menschen in diesem ersten Deportationszug zu erinnern, aber auch an alle anderen deportierten und ermordeten Menschen aus unserer Region. Die jährlichen Veranstaltungen finden jeweils unter aktiver Beteiligung von Schülerinnen und Schülern statt.
Zu den öffentlichen Gedenkveranstaltungen zählt die Einweihung kleiner Deportations-Denkmäler in Form eines verlorenen Koffers. Solche kleinen Gedenkorte wurden inzwischen in Trier (D), Medernach (LUX) und Remich (LUX) eingerichtet.
Neben den öffentlichen Gedenkveranstaltungen wurden Projekte entwickelt, die sich insbesondere an Schüler und Schülerinnen richten. Dazu gehört in erster Linie die gedruckte Broschüre „Die Fahrt in den Tod“ (erhältlich in deutscher und in französischer Sprache), die im Unterricht eingesetzt werden kann. Dort werden die Hintergründe der Deportationen beschrieben und die Schicksale einzelner Deportierter. Beide Versionen können auch hier auf dieser Webseite als digitale Dateien heruntergeladen werden.
Zu den didaktisch verstandenen Materialien zählt auch diese Webseite: unter dem Menüpunkt „Biografien“ finden sich die Namen und Herkunftsorte aller 513 Deportierten aus dem Zug Da3. Wir rufen Alle dazu auf, sich an der Erforschung der Biografien dieser Menschen zu beteiligen: sei es in Form von Schulprojekten, von Facharbeiten, und so weiter. Wer sich hier einbringen möchte, kann sich gerne mit uns in Verbindung setzen.
Um was geht es „Grenzenlos gedenken“?
Vordergründig nimmt die AG „Grenzenlos gedenken“ einen Deportationszug zum Anlass, aller deportierter und ermordeter Juden unserer Großregion zu gedenken. Hierbei geht es um den Deportationszug Da3, der am 16. Oktober 1941 513 jüdische Menschen, darunter über 100 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren, in das Ghetto Litzmannstadt, welches die Deutschen in der besetzten polnischen Stadt Lodz eingerichtet hatten, verbachte. Der Zug Da3 war einer von 20 Deportationszügen, mit denen die Nationalsozialisten in den Wochen um den Oktober 1941 die Verbringung großer Menschenmengen in Richtung Osten testete. Mit 20 Zügen würden ca. 20.000 jüdische Menschen in kurzer Zeit in das Ghetto Litzmannstadt transportiert. Diese logistische Großoperation wurde statistisch ausgewertet: wie lange dauerte die „Verladung“, welche Probleme traten beim Transport auf, gab es Widerstände, hielten sich die jüdischen Menschen an die strengen Vorgaben bei Gepäck und Wertsachen und so weiter. Die so entstandene Datenlage bildete die Grundlage für die vielen weiteren, noch ausstehenden Deportationen in den Jahren bis 1944.
Von diesem ersten, „Luxemburg-Transport“ genannten Zug überlebten nur 13 der 513 Personen. Die anderen starben entweder schon im Ghetto unter den menschenunwürdigen Lebensbedingungen, oder wurden ab dem Frühjahr 1942 in die neu errichteten Vernichtungslager Chelmno oder Auschwitz weiter deportiert und dort ermordet.
Die Vernichtung aller Juden im deutschen Einflußbereich bedeutete eine völlige Auslöschung ihrer Existenz: bis auf sehr wenige Spuren wissen wir heute fast nichts mehr von ihnen. Indem wir ihr Leben rekonstruieren in Form biografischer Skizzen, wie hier auf der Webseite möglich, erinnern wir an sie.
Gleichzeitig müssen wir die Hintergründe verstehen lernen, um unsere Gesellschaften gegen Hass, Vorurteile, Verfolgung besonders von Minderheiten zu wappnen.
2022: Grenzenlos-gedenken-Gedenkveranstaltung Hauptbahnhof Trier: Banner mit Portraits deportierter Kinder und Jugendlicher an der Fassade des Hauptbahnhofs. Foto: Ralf Kotschka
2022: Das große Banner an der Fassade des Hauptbahnhofs verweist auf die Ausstellung von Grenzenlos gedenken in der Schalterhalle des Hauptbahnhofs Trier
2022: Gedenkveranstaltung am Hauptbahnhof. Begrüßung durch Peter Szemere. Vorlesung von ausgewählten Biografien deportierter Jugendlicher durch SchülerInnen.
2022: Eröffnung der Ausstellung „Jugendliche im Deportationszug Da3“ von Grenzenlos gedenken in der Schalterhalle des Hbf Trier
2021: Erscheinen der Broschüre „Die Fahrt in den Tod“, die sich vornehmlich an SchülerInnen richtet du in didaktisch aufbereiteter Form die Deportation Da3 vom Oktober 1941 erläutert sowie die Hintergründe beleuchtet. Ein kleiner Teil der Auflage erscheint für Luxemburg in französischer Sprache. Die Broschüre wird kostenlos verteilt.
2021: Blick in die Broschüre „Die Fahrt in den Tod“. Erstmals ist es gelungen, Fotografien der Deportierten aus dem ersten Deportationszug Da3 zu ermitteln. Mitarbeit an der Broschüre: Wolfgang Schmitt-Kölzer, René Richtscheid, Marc Schoentgen, Ralf Kotschka.
2021: Einsatz der Broschüre „Die Fahrt in den Tod“ der AG Grenzenlos gedenken in einer 9. Klasse des Angela Merici Gymnasiums in Trier.
2021: Einsatz der Broschüre „Die Fahrt in den Tod“ der AG Grenzenlos gedenken in einer 9. Klasse des Angela Merici Gymnasiums in Trier.
2021: Einsatz der Broschüre „Die Fahrt in den Tod“ der AG Grenzenlos gedenken in einer 9. Klasse des Angela Merici Gymnasiums in Trier.
2021: Die Gedenkveranstaltung von Grenzenlos gedenken am Hauptbahnhof Trier mit abendlicher Projektion stieß auf reges Interesse bei Besuchern und Passanten.
2021: Die abendliche Projektion erfolgte auf die dem Hbf Trier gegenüberliegende Fassade des Heitkamp-Hauses und war weithin sichtbar.
2021: Die künstlerische Videoprojektion von Ralf Kotschka verwendete u.a. historische Filmaufnahmen und zeigte alle Namen der 513 Deportierten aus dem ersten großen Deportationszug Da3 vom Oktober 1941.
2021: Da die überwiegende Mehrheit der Deportierten im Holocaust ermordet wurde, haben diese Menschen kein Grab. Die Projektion endete daher mit dem rabbinischen Segensspruch „Ihre Seelen seien eingebunden in das Bündel des Lebens“.
2021: Das Deportationsdenkmal von Grenzenlos gedenken in Trier findet große Resonanz. Die Gemeinde Medernach gestaltet ihre bisherige Gedenkstätte neu und ergänzt sie um eine Info-Tafel und den kleinen, "verlorenen" Koffer aus Bronze. V.l.n.r.: Marc Schoentgen (LUX), Peter Szemere (D), Henri Juda (LUX), Ralf Kotschka (D) - Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft Grenzenlos gedenken.
2020: Ein langer Zug von Teilnehmenden an der Gedenkveranstaltung von Grenzenlos gedenken vollzog den Weg der Deportierten aus der Innenstadt Richtung Hauptbahnhof in Trier. Dafür wurden etliche Straßen gesperrt.
2020: Nach der Ankunft am Hauptbahnhof gestalteten Schülerinnen und Schüler mehrerer Trierer Schulen eine würdige Gedenkveranstaltung.
Vorher wurde ein Deportations-Denkmal in Form eines kleinen, „verlorenen“ Koffers am Rindertanzplatz enthüllt. Der feierliche Akt geschah in Anwesenheit von Oberbürgermeister Wolfram Leibe, dem Antisemitismusbeauftragten von RLP Dieter Burgard sowie einer großen Zahl von Teilnehmenden.
2020: Ideengeber Ralf Kotschka erläutert die Funktion des Koffers sowie den Inhalt der Schrifttafel, an deren Text viele Beteiligte in einem langen Diskussionsprozess mitgewirkt hatten.
2020: Neben dem kleinen bronzenen Koffer, der symbolisch für alle deportierten jüdischen Menschen steht, findet sich auf der bronzenen Texttafel u.a,. das Gedicht „Des Unschuldigen Schuld“ der Trier Theresienstadt-Überlebenden Gerty Spies.
2020: Bereits am Tag der Einweihung interessierten sich hunderte von Besuchern für das neue Deportations-Denkmal der Stadt Trier, das von der Arbeitsgemeinschaft Grenzenlos gedenken der Stadt übereignet wurde.
2020: Bis heute erfüllt der kleine „verlorene“ Koffer seine Funktion: aufgrund von Aussehen und Positionierung bleiben sehr viele Passanten davor stehen und lesen den Text der Bronzeplakette.
2019: 50 Schülerinnen und Schüler verschiedener Trierer Schulen tragen Koffer des Gedenkens zum Eingang des Trierer Hauptbahnhofs. Einer der Schüler trägt ein Klezmer-Musikstück auf der Klarinette vor.
2021: mehrere Hundert Besucher, darunter etliche Mitglieder des Trierer Stadtrats, bei der Gedenkveranstaltung der AG Grenzenlos gedenken vor dem Trierer Hauptbahnhof.
2021: bei der Gedenkveranstaltung der AG Grenzenlos gedenken vor dem Trierer Hauptbahnhof wurde der Eingang mit Pappkoffern symbolisch gestaltet.
2022: Vortrag des Gründungsmitglieds der grenzübergreifenden AG Grenzenlos gedenken, Henri Juda, am Max-Planck-Gymnasium in Trier. Die kostenlos verteilte Broschüre „Die Fahrt in den Tod“ stieß auf reges Interesse.
2022: Henri Judas Familie stammt aus Bitburg und war von Deportation und Holocaust direkt betroffen. Gespannt hören mehrere Schulklassen seinem Vortrag zu.
2022: Nach dem Vortrag widmet sich Henri Juda den Fragen der Schülerinnen und Schülern.
2022: Nach der Einweihung des Deportationsdenkmals in Trier im Oktober 2020 errichteten die luxemburgischen Gemeinde Medernach (in2021) und hier Remich ebenfalls je einen kleinen Gedenkplatz für die deportierten jüdischen Menschen aus ihrer Gemeinde.
2022: Die Einweihung fand unter der Mitwirkung einiger Minister der luxemburgischen Regierung, dem Bürgermeister der Gemeinde Remich sowie Marc Schoentgen (Leiter des Zenrums fir politesch Bildung Luxemburg und aktives Mitglied der AG Grenzenlos gedenken) und dem Ideenstatt.
Das Deportations-Denkmal in Remich von Ideengeber und Gestalter Ralf Kotschka, Mitglied der AG Grenzenlos gedenken, macht die Passanten am Wegesrand auf die Gedenkstätte aufmerksam.